Samstag Nachmittag. Morgen reisen die anderen ab. Ich hab großes Glück und darf noch ein paar Tage bleiben, mein geliebter Mann kommt Montag Nachmittag zur Farm nachgereist, und nach ein paar Tagen Aufenthalt hier reisen wir noch 4 Wochen durchs Land. Von daher ist mein Abschied nicht ganz so bitter.
Was haben die zwei Wochen mit mir gemacht? Sie haben mich zu meiner Mitte gebracht. Und sie haben mir meine Grenzen aufgezeigt. Dabei gab es eine Arbeitsteilung: Die Pferde haben mich zu meiner Mitte gebracht, und die Menschen haben mir meine Grenzen aufgezeigt. Für beides bin ich dankbar. Aber vielleicht haben die Pferde mich auch nicht wirklich zu meiner Mitte gebracht, vielleicht war ich da schon, und sie haben es mir nur gezeigt und bewusst gemacht. Heute ist der kleine Zirkon völlig frei mit MIR mitgegangen, nicht mit seiner Herde. Da muss es etwas in mir geben, dem man sich anvertrauen kann. Er blieb sicher nicht bei mir, um mich zu beschützen :D Als wir sie heut morgen von der Weide zur Yard geholt haben, hab ich spontan beschlossen, ihn so mitzunehmen weil kein Halfter mehr frei war. Meine Versuche, ihn andocken zu lassen, während ich rückwärts vor ihm her laufe, scheiterten, zu wenig war das Programm installiert. Unterdessen waren die anderen schon ziemlich weit weg. Da es eh nix mehr zu verlieren gab, da irgendwie klar war, daß er gleich den anderen nach läuft, hab ich einfach so getan als wäre er gehalftert und hab ihn neben mir laufen lassen. Inzwischen waren wir ganz allein, irgendwo drüben auf dem Hügel hinter der Senke konnten wir sehen wie die ersten in der Yard ankamen. Zirkon lief so artig neben mir und ließ sich in Tempo und Dichte zu mir völlig willig korrigieren, es machte überhaupt keinen Unterschied, daß das Halfter nicht dran war. Sein Abschiedsgeschenk für mich. Meine Mitte war seine Mitte.
Die Menschen die mir meine Grenzen aufgezeigt haben. Erstmal: Grenzen sind toll! Sie geben Kontur, Sicherheit, eine Form, Raum, in dem man sich bewegen kann. Raum, den man auch immer wieder verlassen kann, aber auch Raum, in dem man immer wieder zurück kehren kann. Ich mag Menschen, keine Frage, und die, die hier zu treffen sind, sowieso ganz besonders. Aber ich kann sie nicht ununterbrochen aushalten. Ich muss auch immer wieder viel allein sein, um zu meiner Mitte zurück zu finden. Das ist ok. Und mit letzter Sicherheit hab ich hier erkannt, daß es kein Defizit ist, welches weg behandelt gehört. Eigentlich ist es eine Stärke. Zu erkennen, wann man aus der Balance gerät, darauf zu hören und danach zu handeln. Sich so zentrieren zu können, abzugrenzen. Seinen eigenen Raum zu beziehen, sich darin einzurichten und sich mit sich so wohl zu fühlen, daß man gerne Zeit darin verbringt…
Dankbar bin ich, daß ich wieder dabei sein durfte, und daß ich mich für immer an diesen Ort eingeladen fühle. Danke Dani, und vor allem Danke an Kevin und Sonja, die diesen wundervollen Ort so bereitwillig teilen, daß ich mich so sehr eingeladen fühlen kann. Ein großartiges Geschenk fürs Leben!
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