Die Einladung

Die Überschrift für heute… wie soll sie bloß lauten... Vielleicht die Einladung, von Lumina. Und von Planeto, Karen, Lakota…

Heut morgen haben wir die sechs bearbeitet, die direkt hinter dem Haus stehen gerade. Bai hat deutlich klar gemacht daß er immer noch nachtragend ist, weil er gestern zu viel Druck empfunden hat. Zirkon wollte frei rückwärts einfach nicht andocken, Bai hat gut aufgepasst und Dani Bescheid gegeben, daß der das auch noch gar nicht im Unterricht hatte. Manchmal geht man voller Routine und mit einem so großen Selbstverständnis an die Sache, daß man wesentliche Details übersieht. Lakota hat, während Annika und Dani mit den Pferden arbeiteten, mental völlig an mir angedockt. Er stand eigentlich einfach nur neben mir, aber die Art und Weise wie er mir dabei immer näher kam, seinen Hals ganz sanft aber fest an meinen Kopf gedrückt hat und auch mit seinem sonstigen Körper ganz nah an meinen gerutscht ist, war schon sehr ergreifend. Eine wunderbare Art, sich zu erden, einfach so mit ihm da zu stehen und gemeinsam zu atmen. Wir mussten wegen der Hitze sehr früh ins Haus flüchten und hatten eine seeehr ausgedehnte Mittagspause, die Angelika direkt schon nach dem Frühstück angefangen hatte, weil ihr übel war. Noch die Pommes von gestern? Die Hitze von heute? Man darf die körperlichen Strapazen nicht unterschätzen, wenn man einmal um die halbe Welt in ein völlig entgegengesetztes Klima reist… ich finde, dafür schlagen wir uns alle ganz ausgezeichnet.

Nachmittags haben wir Karen in Nabiac besucht, sie kümmert sich um verwaiste und verletzte Känguruhs, Wallabys und anderen. Wir durften direkten Kontakt zu ihnen haben und waren sehr verzückt, eines davon hat sich so sehr an unsere Hände geklammert, daß man vor Rührung direkt weinen wollte. 

Planeto hat dann heute Abend Annika eingeladen, sie einen Schritt in seine Welt zu tragen. Einmal hat ihn die Unsicherheit ereilt, als Annika aufgesessen ist, da war kurz abspringen angesagt um nicht für alle Beteiligten eine dumme Erfahrung zu kreieren. Nach kurzem atmen war aber ein erneutes Aufsitzen möglich, und Planeto hat Annika einen ganzen Schritt mit Kopf runter getragen. Tolles Team. Welch enorme Selbstsicherheit, dem Pony trotz des Erschreckers die nötige Sicherheit zu geben. Chapeau, Annika. Ich ruf Dich, wenn meine Dicke angeritten wird :D 

Und dann noch das überwältigende Erlebnis mit Lumina heute wieder… Während die anderen zwei ihr Heu in der Yard bekommen haben, bin ich mit einer Handvoll Heu los zu Lumina, wieder ein bißchen folgen spielen. Relativ bald hat sich Lumina allerdings diesmal freundlich versbschiedet und ist gemächlichen Tempos ziemlich geraderaus die Weide ans andere Ende runter gelaufen und hat sich von mir diesmal auch gar nicht aufhalten oder ausbremsen lassen. Im Abstand von 10-15m durfte ich ihr folgen, sie hat sich unterwegs aber gar nicht anquatschen lassen. Als wir irgendwann ziemlich weit draußen ganz unbeobachtet waren, hielt sie plötzlich wieder inne und redete wieder mit mir. Ich hatte immer noch das Heu in der Hand. Wie selbstverständlich konnten wir an der Stelle wieder unser Folgen-Spiel spielen. In einer unglaublichen Qualität. Wenn sie mir auf den Halbkreis noch nicht folgte, durfte ich mit den Armen wedeln, mir auf die Hüfte klatschen und schnalzen, dann kam sie dichter zu mir hin, manchmal sogar mit bisschen Spaß in den Backen. Zur Belohnung durfte sie etwas von meinem Heubüschel ziehen. Ganz offensichtlich war das aber nicht ihr Hauptanliegen, einige Male fummelte sie an dem Büschel, ohne sich etwas zu ziehen, ich hatte den Eindruck, es geht ihr gar nicht ums Heu, sondern um das Spiel mit mir. Einmal konnte ich ein paar Schritte im Trab auf mich zu raus kitzeln, da hat sie sich aber so vor sich selbst erschrocken daß sie vor mir abdrehte und zur Seite auswich. Da hab ich ihr den letzten Rest Heu sofort hin gelegt und bin gegangen, das bisschen hätte eh nicht mehr gereicht um sie wieder bis ganz zurück zu locken, wie das eigentlich mein Plan war. Lumina im TRAB auf mich zu!!! Unglaublich!!! Mit breitem Grinsen bin ich zu den anderen zurück und habe berichtet. Offensichtlich hat mich Lumina nach da draußen gelockt, um mit mir alleine zu sein. Auf dem Weg dahin hab ich mich schon gefragt, was das heute wohl zu bedeuten hat, daß sie so weg läuft. So gelassen, als hätte sie ein Ziel. Ich hab mich überraschen lassen und wurde reich von ihr beschenkt. Es fühlte sich ein bisschen so an, als hätte sie mich eingeladen, mir ihre Wohnung zu zeigen. Als wir im Wohnzimmer angelangt waren, hat sie sich mir sehr intensiv gewidmet und hatte nicht ein einziges mal das Bedürfnis, zurück zu den anderen zu laufen. Wir waren bei ihr zu Hause. 

Das Ganze hat sie in der zweiten Einheit dann nochmal brachial getoppt!!  Es fing wieder so an, daß sie wieder mit mir nach hinten gegangen ist. Diesmal hatte ich den Futtereimer mit den Häckseln dabei, der geht deutlich besser weil leckerer ;) Als wir wieder weit genug weg waren, hat Lumina sich wieder voll auf mich eingelassen. Wenn ich auf sie zugehe folgt sie mir sofort und viel verlässlicher, als wenn ich einen Halbkreis drehe. Nachdem wir eine Weile so gespielt hatten, konnte ich sie sogar animieren, im Galopp auf mich zu zu kommen. Ich war völlig geflasht!!! Allerdings ist sie auch diesmal wieder kurz vor mir abgedreht und hast sogar kurz das Hinterteil gelupft, damit ich nicht vergesse, daß sie sich notfalls auch wehren kann. Bei aller Freude fand ich das etwas pampig, und hab als Antwortmit meiner Hand ein paarmal unhektisch auf meine Hüfte geklatscht und so ihren Ausfall kommentiert. Woraufhin sie sich direkt umdrehte und mich mit gespitzen Ohren ansah!!! NEIN, ich hab das NICHT geträumt!!!!!! Als sie da so vor mir stand hab ich noch einen „Freunde?“ – Check gemacht und hab mit etwas Körperspannung und einem gehobenen Zeigefinger gefragt, ob sie mal einen Schritt rückwärts gehen kann. Die Frage hat sie ganz artig und vertrauensvoll mit „Ja“ beantwortet, und das nach der vorrausgegangenen Performance… Ich erkenne die süße Maus gar nicht wieder… ich hab noch nie etwas wilderes als Lumina gesehen, in den vergangenen zwei Kursen war nicht viel möglich, im letzten ließ sie sich in der Yard dann irgendwann mit ganz langem Arm und ausgestrecktem Finger anfassen. Sie hats irgendwie ertragen, auf der Grenze zwischen Flucht und Angriff. Heute ist sie im Galopp auf mich zu gekommen, völlig frei auf der riesigen Weide. Wurde pampig, hat sich korrigieren lassen, folgte und wich auf Druck. Blieb freundlich interessiert. Eigentlich kann ich abreisen. Zu erreichen gibt’s nichts mehr. Gabs schon vorher nicht. Deswegen sind wir so weit gekommen. Ich hatte keine Erwartung und kein spezielles Ziel. Ich wollte ihr ein bisschen helfen. Ein bisschen von mir zeigen. Ängste überwinden, sich selber nicht so ernst nehmen. Wenn sie mir droht mich umzubringen, zurück lächeln. Mich ihr zumuten, ohne zu flüstern oder mich besonders vorsichtig zu bewegen. Bei mir bleiben, mich nicht anstecken lassen, abgrenzen, ihre Probleme nicht zu meinen machen. Ihr was zutrauen. Nicht alles bis zur Wurzel zu hinterfragen, einfach mal machen, unbeschwert. Sich davon frei machen, daß etwas funktionieren muss. ICH hab das Heu schon. Es ist nicht mein Problem wenn sie es von mir nicht will. Es ist nicht mein Problem, wenn sie von mir weg geht. Ihrs vielleicht auch nicht. Vielleicht hat es einfach einen tieferen Sinn daß sie es tut. Kein Stress. Das ist wohl mein Schlüssel zu Lumina. Ich hab einfach keinen Stress mit ihr. Und ich habe keine Angst, ganz egal wie sehr sie sich bemüht böse zu kucken… :D Aber ich hab verdammt viel Freude mit ihr, sie ist mir eine sehr tief verbundene Freundin geworden. Sie ist jetzt ein Teil von mir. Ein Teil, der schon vorher da war und jetzt Lumina heißt. Und wenn ich so über alles nachdenke, finde ich die  Überschrift „Die Einladung“ immer passender. Wenn wir uns der Arbeit mit den Pferden hin geben, folgen wir einer Einladung:

Es interessiert mich nicht, 

womit du deinen Lebensunterhalt verdienst. 

Ich möchte wissen, 

wonach du innerlich schreist und ob du träumst 

der Sehnsucht deines Herzens zu begegnen. 

Es interessiert mich nicht, 

wie alt du bist. 

Ich möchte wissen, 

ob du es riskierst, wie ein Narr auszusehen, 

um deiner Liebe willen, um deiner Träume willen 

und für das Abenteuer des Lebendigseins. 

Es interessiert mich nicht, 

welche Planeten im Quadrat zu deinem Mond stehen. 

Ich möchte wissen, 

ob du den tiefsten Punkt deines eigenen Leids berührt hast, 

ob du geöffnet worden bist von all dem Verrat, 

oder ob du zusammengezogen und verschlossen bist 

aus Angst vor weiterer Qual. 

Ich möchte wissen, 

ob du mit dem Schmerz - meinem oder deinem - dasitzen kannst, 

ohne zu versuchen, ihn zu verbergen oder zu mindern 

oder ihn zu beseitigen. 

Ich möchte wissen, 

ob du mit der Freude - meiner oder deiner - da sein kannst, 

ob du mit Wildheit tanzen und dich von der Ekstase erfüllen lassen kannst, 

von den Fingerspitzen bis zu den Zehenspitzen, 

ohne uns zur Vorsicht zu ermahnen, 

zur Vernunft oder die Grenzen des Menschseins zu bedenken. 

Es interessiert mich nicht, 

ob die Geschichte,die du erzählst, wahr ist. 

Ich möchte wissen, ob du jemanden enttäuschen kannst, 

um dir selber treu zu sein. 

Ob du den Vorwurf des Verrats ertragen kannst 

und nicht deine eigene Seele verrätst. 

Ich möchte wissen, 

ob du vertrauensvoll sein kannst und von daher vertrauenswürdig. 

Ich möchte wissen, 

ob du Schönheit sehen kannst, 

auch wenn es nicht jeden Tag schön ist 

und ob du dein Leben aus Gottes Gegenwart speisen kannst. 

Ich möchte wissen, 

ob du mit dem Scheitern - meinem oder deinem - leben kannst 

und trotz allem am Rande des Sees stehen bleibst und zu dem Silber des Vollmond rufst: 

"Ja!" 

Es interessiert mich nicht 

zu erfahren, wo du lebst und wie viel Geld du hast. 

Ich möchte wissen, 

ob du aufstehen kannst 

nach einer Nacht der Trauer und der Verzweiflung erschöpft 

und bis auf die Knochen zerschlagen, 

und tun kannst, was für die Kinder getan werden muss. 

Es interessiert mich nicht, 

wer du bist und wo du hergekommen bist. 

Ich möchte wissen, 

ob du mit mir in der Mitte des Feuers stehen wirst und nicht zurückschreckst. 

Es interessiert mich nicht, 

wo oder was oder mit wem du gelernt hast. 

Ich möchte wissen, 

was dich von innen hält, wenn sonst alles wegfällt. 

Ich möchte wissen, 

ob du allein sein kannst 

und in den leeren Momenten wirklich gern mit dir zusammen bist."

Oriah Mountain Dreamer

Barbara

Kommentar schreiben

Kommentare: 2
  • #1

    Heike (Dienstag, 22 November 2016 21:57)

    Danke dafür liebe Barbara!

  • #2

    Janet (Mittwoch, 23 November 2016 18:46)

    Toll geschrieben - mein absoluter Lieblingsbeitrag bisher!! Danke Barbara!!!